Kapitel 3:
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Dezember. Eine dünne Schneedecke liegt auf den nun brachen Feldern und Wiesen, die die letzte sanfte Straßenkurve nach Sankt Anna ob Schwanberg säumen. Vereinzelte Bäume kündigen die dichten Wälder jenseits der Grasflächen an.
Ein keltischer Kraftpunkt bietet Wanderer*innen und Spaziergänger*innen ein herrliches Plätzchen, um ein wenig auszuruhen und neue Energie zu tanken. Ein gutes Stück hinter den Rastbänken befindet sich eine Gruppe Bienenstöcke, von den eng zusammenstehenden Stämmen vor Winterwinden geschützt. Zu dieser Jahreszeit ist es ruhig außerhalb der bunt gestrichenen, hölzernen Beuten – äußerlich weist nichts auf das emsige Treiben hin, für das Honigbienen so bekannt sind. Doch wenn du näher herantrittst und genau hinhörst, kannst du ein tiefes Summen und Brummen hören. Denn selbst in den Wintermonaten arbeiten die Honigbienen auf Hochtouren.
Eng aneinandergedrängt hat das Volk eine Traube um ihre Königin und die letzte Brut des Jahres gebildet.
Fürsorglich in eine sechseckige Wabe eingebettet, ruhe auch ich noch ein Weilchen, bis ich alt genug bin, mein Leben als Winterbiene zu beginnen und meinen Platz als bienliche Wärmeflasche in der Wintertraube einzunehmen.
Hallo, mein Name ist Bea Bee.
Ich bin eine junge Honigbiene aus dem CMM-Stock „Powerhive für Buzzness Storytelling“. Noch bin ich zu klein, um meine Arbeit und meine Pflichten dem Stock gegenüber anzutreten. Und ehrlich gesagt: Mit dem Erwachsenwerden habe ich es gar nicht so eilig. Warum, fragst du dich? Weil ich überall, wo ich hinblicke, nur Hektik und Stress sehe: Da sind Arbeiterinnen, die erschöpft von stundenlanger Schichtarbeit als kleine Heizkörper zurückkommen. Brutpflegerinnen kümmern sich um letzte Nachzügler wie mich. Andere sind damit beschäftigt, die Königin zu umsorgen, die ihre Eierquote für dieses Jahr bereits erledigt hat und bis zum ersten Quartal ihren wohlverdienten Urlaub genießen kann. Tauschen möchte ich trotzdem nicht mit ihr – denn in der Hochsaison muss sie am härtesten schuften.
Es wartet also viel Arbeit auf mich – und im Frühling kommen nur noch mehr Pflichten auf uns Bienen zu: Wabenbau, Stockbewachung, Pollensammlung, Honigproduktion. Von Work-Life-Balance hat hier noch keiner etwas gehört, und schon bei dem Gedanken an diesen Workload summt mir der Kopf. Besser noch ein wenig schlafen, solange ich noch kann … Ich träume, ich wäre als Wildbiene geboren. Kein Schwarm-Mindset, keine Pollenquote, keine Wabensymmetrie, sondern nur Tun oder Lassen ganz nach eigenem Ermessen. Ich bin meine eigene Königin. Ich fliege, wo der Wind mich hinträgt. Gemächlich summe ich von einer Blüte zur nächsten und trinke nur, was ich selbst brauche. Ich existiere ohne die Sicherheit und Geborgenheit des Bienenstocks, ganz auf Gedeih und Verderb, aber auch ohne Pflichten. Natürlich, wenn ich nicht genug Nahrung oder einen geeigneten Nistplatz finde, war’s das mit meiner Familienplanung. Ab er ein gewisses Risiko gehört zur Selbstständigkeit und dem wilden Leben eben dazu, oder?
Ich schrecke auf und finde mich in meiner warmen, gemütlichen Wabe wieder. Alles nur ein Traum! Das Leben als Wildbiene ist wahrlich kein Honigschlecken. Mal sehen, vielleicht ist es doch nicht so schlecht, eine Honigbiene in diesem Stock zu sein … Vielleicht finde ich ja sogar eine Aufgabe, die mir gefällt? Egal, das ist ein Problem für Bea Bee von morgen. Jetzt lege ich mich erstmal wieder hin und ruhe noch ein bisschen – der Frühling kommt schließlich noch früh genug! Süße Grüße, eure Bea Bee.